Billy Elliot
   

GR 2000

Regie: Stephen Daldry

Drehbuch: Sheldon Renan

Filmmusik:

Darsteller:
: Jamie Bell, Julie Walters, Gary Lewis, Jamie Draven, Stuart Wells, Jean Heywood, Nicola Blackwell

Ein Junge kann boxen, kann Fußball spielen, kann meinetwegen auch heimlich rauchen. Aber er kann ganz sicher nicht Ballett-Kurse mitmachen, denn schwuler geht's ja gar nicht. Diese Standpauke seines Herrn Vaters lässt für den 11-jährigen Halbwaisen Billy Elliot (Jamie Bell) eine Welt zusammenbrechen.
Heimlich hatte er sich statt zum Boxtraining in die benachbarte Baltettgruppe geschlichen, hatte großen Gefallen am Tanz und an der Musik gefunden und sich ein wenig mit der Lehrerin Mrs. Wilkinson (Julie Walters) angefreundet.

Aber Billy hat sich keine gute Zeit für sein extravagantes Hobby ausgesucht, denn in der Regierungszeit Maggie Thatchers herrscht in einer nordenglischen Bergarbeiterstadt der härteste Streik aller Zeiten, sein Vater und sein älterer Bruder mittendrin. Und so führt Billys Wunsch zu tanzen zu vielfachen Problemen mit seiner Familie, seiner gesamten Umwelt und seinem männlichen Selbstverständnis.
Aber Billy will es wissen und nimmt heimlich weitere Unterrichtsstunden bei Mrs. Wilkinson, die ihn auf die Aufnahmeprüfung an der königlichen Ballettschule vorbereiten will. Doch gleichzeitig spitzt sich auch der Bergarbeiter-Streik weiter zu und damit auch die innerfamiliären Spannungen.
"Billy Elliot" erzählt von den Schwierigkeiten und Wirrnissen eines 11-jährigen mit einem Lebenstraum, der so gar nicht in die nordenglische Provinz passt. Der Film handelt vom Mut des Einzelnen, gegen den Strom zu schwimmen, von der Macht des starken Willens, der Musik und des Tanzes. Dass Regisseur Stephen Daldry diese Geschichte erzählt, ohne sozialromantischen Pathos, humoristische Abschwächung oder erhobenen Zeigefinger ist die fraglos größte Stärke dieses Films. Die Figuren bleiben vielschichtig und gebrochen, Mrs. Wilkinson bleibt eine unglückliche, weitgehend gescheiterte Frau, der Vater bezahlt die Annäherung an Billy mit der Entfremdung seines anderes Sohnes.

Das verzweifelte Aufbäumen der Bergarbeiter gegen die Regierungspolitik ist von vornherein zum Scheitern verurteilt und auch Billy bleibt aggressiver Provinzler, dessen Sozialisation eindeutig erkennbar ist. So zeigt dieser Film beides: Die harte Realität der englischen Arbeiterklasse, aber auch die Kraft, die aus besonderer Begabung, harter Arbeit an sich selbst und Musik hervorgeht und die den Teufelskreis wenigstens im Einzelfall und für den Augenblick sprengen kann. Auch für Ballett-Muffel eine Empfehlung.

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